Weniger (Nährstoff) ist mehr!
In der Blühwiese brummt und summt es, Bienen, Hummeln und andere Insekten fliegen von Blüte zu Blüte. Die Wiese ist mit vielen Farben getupft: Dort gibt es z. B. Wiesen-Margeriten, Wiesen-Salbei, Flockenblumen und viele andere, die sich abwechseln.
Aber: Welche Grundvoraussetzungen braucht eigentlich eine Blumenwiese, um sich optimal entwickeln zu können? Die Antwort: einen möglichst „mageren“ Standort mit wenig Nährstoffen.
Das klingt überraschend, schließlich braucht jeder Organismus Nährstoffe.
Entsprechend groß ist auch das Gedränge an „fetten“ Standorten. Hier tummeln sich konkurrenzstarke Pflanzen, etwa Gräser, Diesteln, Brennesseln. Pflanzen, die schnell wachsen. Die sich oft durch Ausläufer vermehren und weniger auf Bestäubung angewiesen sind und – auch mit den Wurzeln –viel Platz in Anspruch nehmen.
Magere Standorte bieten viele Nischen, die wenig Platz für Brennessel und Co bereithalten. Aber sie sind ein Lebensraum, den sich viele Blühpflanzen erobern konnten: Sie lernten, die wenigen Nährstoffe aus dem Boden zu erschließen.
Wer mit wenig Nahrung klarkommen muss, kann sich keine großen Blätter leisten, so blieben viele dieser Blumen klein. Wer seine Photosynthese aber mit kleinen Blättern betreiben muss, braucht viel Helligkeit. Ein Leben im Schatten – fast unmöglich. Deshalb werden die Samen dieser Blühpflanzen im Schatten einer Brennessel oder vieler hochwüchsiger Gräser nicht mal auskeimen: Es lohnt sich nicht.
Die Pflanzen haben im Laufe der Evolution viele Strategien entwickelt, um an die wenigen Nährstoffe zu gelangen und sich darüber hinaus zu vermehren. Bewährt haben sich dabei mal mehr mal weniger auffällige Blüten, die Insekten anlocken – und so die Pflanzen bestäuben und zur Vermehrung beitragen.
Deshalb sind magere Standorten der ideale Lebensraum für eine große Vielfalt an kleinen Blühpflanzen, während die fetten Standorte von wenigen, konkurrenzstarken Pflanzen bevölkert werden, denen die Bestäubung durch Insekten nicht so wichtig ist: Wer hier eine vielfältige Blütenmischung sucht, wird nicht fündig werden.
Natürlich gibt es von jeder Regel auch Ausnahmen, und für Bäume gelten auch wieder andere Regeln.
Kann man selbst einen Magerrasen anlegen?
Ja, das ist möglich. Möchte man eine Wildblumenwiese auf einer Fläche anlegen, könnte der erste Schritt das „Stören“ der obersten Bodenschicht sein, etwa durch zweimaliges Fräsen im Abstand von zwei Wochen. Ziel ist, die Pflanzen zu entfernen, die man nicht haben möchte.
Bei sehr fettem Boden oder sehr starkem Bewuchs kann das Abschieben des Oberbodens eine Möglichkeit sein, den Boden noch magerer zu machen. Hilfreich ist auch die Beimischung von Sand. In der zumeist trockenen Magdeburger Region wird das Saatgut idealerweise im Herbst ausgebracht, es sollte unbedingt regional heimisch (zertifiziert) sein.
Ist eine magere Blumenwiese pflegeintensiv?
Nein. Eine magere Blumenwiese muss viel seltener gemäht werden als ein mit Gräsern bewachsener fetter Rasen. Beim Magerrasen reichen ein oder zwei Mal pro Jahr aus, beispielsweise einmal im Juni und einmal im September. Die Mahd verhindert, dass sich Büsche bilden können. Außerdem ist eine gesunde, magere Blumenwiese sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, ein weiterer Pluspunkt in Hinblick auf die Pflegeintensität. Achtung: Nicht zu kurz abmähen, bei einer Schnitthöhe von ca. 20 Zentimetern können sich die Wildkräuter besser erholen.
Gibt es verschiedene Varianten des Magerrasens?
Ein sehr trockener Magerrasen wird als Trockenrasen bezeichnet. Die wichtigsten Typen des Mager- und Trockenrasens sind der basische Kalkmagerrasen, der (eher saure) Sandmagerrasen und der selten vorkommende Schwermetallrasen, der sogar giftige Schwermetalle verkraftet. Auch der in sauren, meist bergigen Regionen verbreitete Borstgrasrasen ist eine Variante eines mageren Rasens.
Legt „Otto pflanzt!“ auch Blumenwiesen an?
Ja! Blumenwiesen sind bei uns in Planung und sogar teilweise schon in der Pflege – wir machen das in Zusammenarbeit mit dem Verein Bienenweide e.V. Vielleicht können wir damit Magdeburg nicht nur grüner, sondern auch etwas bunter machen. 😉