Stiel-Eiche

(botanisch: Quercus robur)

Der Baum, mit dem alles begann

Am 07.11.2020 wurde unser erstes Gehölz durch unser Mitglied Hartwig gepflanzt – und zwar eine Stiel-Eiche! Diesen besonderen Moment haben wir sogar auf Video festgehalten.

Wie passend, dass diese auch der erste Baum war, dem der Titel „Baum des Jahres“ 1989 der Baum des Jahres Dr. Silvius Wodarz Stiftung verliehen wurde! Dieser Titel wird jährlich an Bäume mit besonders hoher ökologischer Bedeutung vergeben.

Ein großer Schirm, der viele schützt

Die Stiel-Eiche – man nennt sie auch „Deutsche Eiche“ oder „Sommereiche“ – ist etwas ganz besonderes: Sie ist die Pflanze mit der höchsten biologischen Aktivität, die man bei uns finden kann. Daher hat sie höchste Aufmerksamkeit verdient. Tausende Arten leben von und an ihr. Darunter ca. 200 Schmetterlingsarten, denen die Eiche unter anderem als Nahrungsquelle für die Raupen dient. Ungefähr 40 dieser Arten sind auf die Stiel-Eiche spezialisiert. Das bedeutet, dass sie auf diese Baumart angewiesen sind, um überhaupt existieren zu können. Darüber hinaus findet man an keinem anderen Baum Mitteleuropas so viele Käferarten. Viele Tierarten, darunter auch Säugetiere, sind außerdem an den äußerst nahrhaften Eicheln – die Nussfrüchte der Eichenbäume – interessiert, die im Herbst reif werden (Schaut zum Thema Nüsse im Herbst und Winter gern bei unserem Betrag hier vorbei). All diese Eigenschaften machen die Stiel-Eiche zu einer sogenannten Schirmart. Das sind Arten, die innerhalb eines Ökosystems das Überleben der gesamten Lebensgemeinschaft sichern. Übrigens: Weltweit gibt es über 600 Eichenarten. Neben der Stiel-Eiche ist in Deutschland noch die Trauben-Eiche (botanisch Quercus petraea, auch „Wintereiche“ genannt) stark verbreitet.

Eichen besitzen im Gegensatz zu vielen anderen Baumarten eine Pfahlwurzel, welche sich tief nach unten ins Erdreich bohrt. So sind sie nicht nur sehr standsicher bei Stürmen, sondern kommen auch leichter an tiefer liegende Wasservorkommen und haben im Gegensatz zu flach wurzelnden Bäumen wie Birken oder Fichten weniger Probleme mit Trockenheit. All diese Eigenschaften machen sie sehr klimastabil. Doch das sind immer noch nicht alle Vorteile: Stiel-Eichen gehören zu den Laubbäumen, welche nicht vom Asiatischen Laubholzbockkäfer (kurz: ALB) befallen werden. Dieser Schädling sorgt vielerorts für ein Absterben von Laubbäumen.

An Stiel-Eichen wachsen von April bis Mai sowohl weibliche als auch männliche Blüten: Die männlichen hängen herab und die weiblichen sind kaum sichtbar unter einer braunen Hülle versteckt
Bei der Stiel-Eiche befinden sich die Eicheln an langen Stielen
An der verwandten Trauben-Eiche wachsen die Nussfrüchte traubenförmig

Riesen der Flusslandschaften und offenen Flächen

In Europa wurden Eichen bereits vor Jahrtausenden verehrt. Heute sind sie bekannt für ihr majestätisches und unerwechselbares Erscheinungsbild. Bei Kindern ist die Baumart wegen ihrer verspielten Äste als Kletterbaum beliebt. Ausgewachsene Exemplare können bis über 40 Meter hoch und um die 500 Jahre, teilweise sogar bis zu 1200 Jahre alt werden.

Die Stiel-Eiche ist ein Lichtbaum. Daher findet man sie in lichten Wäldern oder auf freien Flächen, auf denen sie das Sonnenlicht voll und ganz genießen kann. Oft kommt sie als Kombination in sogenannten Eichen-Hainbuchenwäldern vor. Eine besondere Rolle spielt sie in Flusstälern, in denen sie maßgeblich zur Bildung von Auwäldern beiträgt. Dies sind sehr artenreiche, ökologisch äußerst wertvolle Wälder in Flussnähe, welche an gelegentliche Überschwemmungen durch Hochwasser angepasst und angewiesen sind. Auch entlang der Elbe entwickelten sich einst ausgedehnte Auenwälder. Leider wurden vielerorts natürliche Auen durch menschliche Eingriffe stark zurückgedrängt.

Entlang der Elbe nördlich und südlich von Magdeburg gibt es noch einige alte Eichen und Auenwälder zu bewundern
Eine alte, abgestorbene Eiche als eindrucksvolles Naturdenkmal im Herrenkrug nördlich von Magdeburg - Ihr Totholz dient weiterhin vielen Lebewesen als Rückzugsort und Nahrungsangebot