Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)


Die natürliche Art

Der Gewöhnliche Schneeball ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt: Man nennt ihn unter anderen auch Schwelke, Blutbeer, Herzbeer, Wasserholder, Dampfbeere oder Glasbeere. Diese Bezeichnungen leiten sich besonders von der optischen Erscheinung der Beeren ab, aber auch von der Verwendung des Gewächses. In Amerika nennt man ihn „cramp bark“, was „Krampfrinde“ bedeutet, denn die Rinde wirkt krampflösend und kann bei richtiger Anwendung unter anderem bei Menstruationsbeschwerden verwendet werden.

Durch gezielte Züchtung wurde die Zuchtform „Viburnum opulus Roseum“, mit kugelrunden, üppigen, weißen Blütendolden, kultiviert. Aufgrund dieser Erscheinung bekam die Pflanze bei uns den Namen „Schneeball“, woraufhin auch auf die natürliche Form dieser Name übertragen wurde. Wir pflanzen die natürliche, unveränderte Form. Warum? Das erfahrt ihr in diesem Beitrag genauer.

Beim Gewöhnlichen Schneeball befinden sich größere unfruchtbare Blüten am Rand der Dolden und kleinere fruchtbare Blüten in der Mitte
Bei der Zuchtform fehlen die fruchtbaren Blüten, stattdessen bilden sich Kugeln aus größeren unfruchtbaren Blüten


Nahrung gibt's nicht überall

Der Gewöhnliche Schneeball hat für die Bestäubung eine interessante Taktik: Er besitzt an seinen Dolden zwei verschiedene Blütentypen. Die äußersten Blüten sind steril (unfruchtbar). Sie besitzen keine Fortpflanzungsorgane und produzieren weder Nektar noch Pollen, dafür sind sie aber auffällig groß und schneeweiß. Sie dienen ausschließlich der optischen Wirkung und locken Insekten an. Die Blüten in der Mitte der Dolden sind fertil (fruchtbar). Sie besitzen Fortpflanzungsorgane und produzieren viel Pollen und Nektar. Außerdem sind sie weißgelb bzw. cremefarben. Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen können hier Nahrung finden. Werden die Blüten bestäubt, bilden sich im Herbst die Beeren, die zuerst gelb aussehen und sich später rot färben. Jede Frucht enthält einen einzigen herzförmigen Samen, daher stammt auch der Name „Herzbeer“. Die Beeren gehen im Gegensatz zu den Früchten vieler anderer Pflanzen bei Kälte nicht kaputt, sodass Vögel und andere Tiere selbst im tiefsten Winter noch welche finden und fressen können.

Und wie sieht es bei der Zuchtform aus? Es gibt weder Nektar noch Pollen und auch keine Fortpflanzungsorgane an den Blüten. Lediglich die optische Wirkung der sterilen Blüten lockt Insekten an wie bei einer Fata Morgana. Blüten wie diese sorgen eigentlich nur für einen sinnlosen Energieverlust der nahrungssuchenden Blütenbesucher. Selbst Beeren gibt es hier keine, denn wo keine Fruchtbarkeit ist, gibt es auch keine Früchte. Pflanze ist nicht gleich Pflanze. Deswegen ist es uns so wichtig, was wir pflanzen!

Die Beeren des gewöhnlichen Schneeballs sind auffällig rot gefärbt, glänzen und wirken glasig. Im rohen Zustand sind sie nicht essbar, können gekocht aber zu Marmelade verarbeitet werden


Viele weitere Schneeball-Arten

Innerhalb der Gattung Schneeball (Viburnum) gibt es noch hunderte weitere natürlich vorkommende Arten. Beispielsweise ist in Deutschland auch der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) heimisch, den man an seinen weichen Blättern und Zweigen und der eiförmigen Blattform erkennt. Auch den sogenannten Runzelblättrigen Schneeball (Viburnum rhytidophyllum) sieht man häufig, dieser ist jedoch nicht einheimisch sondern stamt ursprünglich aus Asien. Seine Blätter sind lang und zungenförmig, daher wird er auch „Zungenschneeball“ genannt.

Die gezähnten, gelappten Blätter des Gemeinen Schneeballs erinnern an die Blattform von Ahorn oder Weinreben
Der Wollige Schneeball hat ähnliche Blüten wie der Gemeine Schneeball, jedoch sehen die Blätter völlig anders aus
Die Blätter des Runzelblättrigen Schneeballs sind dick, weich und lederartig. Sie erinnern eher an das Blatt einer Salbeipflanze