
Der ursprünglichste Apfelbaum
Der Wild-Apfel ist die einzige heimische Apfel-Art in Europa. Zwar gibt es heutzutage tausende durch den Menschen gezüchtete Apfelsorten (Malus domesticus), der Wild-Apfel (Malus sylvestris) ist jedoch nur noch selten zu finden. In einigen Bundesländern steht er bereits auf der roten Liste gefährdeter Arten. Das liegt nicht nur an der Zerstörung seiner Lebensräume durch den Menschen, sondern auch an der geringen Wertschätzung, die dem wilden Apfel zukommt. Er wird aufgrund seines geringen wirtschaftlichen Wertes kaum angepflanzt, oder er wird mit Kultur-Sorten gekreuzt. Aus solchen Kreuzungen gehen dann sogenannte Hybride hervor und die ursprüngliche genetische Information geht verloren.
Lasst uns dem ursprünglichsten Apfelbaum wieder mehr Aufmerksamkeit und Lebensraum zurückgeben!
Kleiner Baum mit großer Bedeutung
Im Frühling spielt der relativ kleine Baum eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle: Seine weißen Blüten sind reich an Pollen und Nektar und besonders bei Bienen verschiedenster Art beliebt.
Zwischen September und Oktober bilden sich aus den befruchteten Blüten die gelb-grünen Apfelfrüchte, welche im Vergleich zu den domestizierten Sorten sehr klein sind. Sie werden gern von Wild, verschiedenen Kleinsäugetieren und Vögeln gefressen. Die rohen Früchte sind hart und herb-sauer. Aus dem Grund nennt man den Wild-Apfel auch „Holz-Apfel“. Jetzt kommt aber die gute Nachricht: Man kann nicht nur super leckere Dinge wie Tee, Likör, Marmelade oder Kuchen aus den Früchten machen, sondern der Wild-Apfel hat gegenüber den kultivierten Sorten auch mehr Vitamine und Gerbstoffe.

Unterstützung hilft
Ein großer Teil der in Deutschland noch existierenden Vorkommen des Wild-Apfels sind gefährdet. Aus naturschutzfachlicher Sicht gibt es konkrete Lösungsansätze, um die Art noch zu retten. Einen solchen Lösungsansatz möchten wir an dieser Stelle zitieren, aus dem Endbericht „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland“, erstellt vom Landesbetrieb Forst Brandenburg, Eberswalde, 07.03.2013 (Berichtsteil: Wild-Apfel, Seite 87):
„Zwei mögliche Szenarien stehen als Erhaltungsmaßnahme zur Verfügung:
1. Erhöhung der Individuenzahl innerhalb von bereits existenten überalterten Populationen mit fehlender Naturverjüngung, so dass eigenständige große Populationen mit mehreren Baumgenerationen entstehen.
2. Anlage von Ex-situ-Populationen zwischen vorhandenen kleineren Vorkommen, um langfristig einen Genaustausch über Biotopverbünde zu größeren Metapopulationen zu ermöglichen.“
Was bedeutet das konkret? Das bedeutet, dass wir mehr Wild-Apfel-Bäume brauchen und wir brauchen auch mehr junge Wild-Apfel-Pflanzen. Außerdem sollten auch an neuen Standorten Wild-Äpfel gepflanzt werden, damit diese sich mit in der Nähe liegenden Vorkommen genetisch (durch Insektenbestäubung) austauschen können. Mit diesen Maßnahmen ist es möglich, den Wild-Apfel-Bestand so zu stabilisieren, dass dieser sich wieder selbst erhalten kann.
Ein weiteres schönes Zitat zum Wild-Apfel möchten wir ebenfalls mit euch teilen. Es stammt aus dem Steckbrief des Wild-Apfels der Baum des Jahres Dr. Wodarz Stiftung (Seite 6):
„Unter Naturschutz-Gesichtspunkten ist er als hochrangig wertvoll einzustufen, er benötigt zum Erhalt und zu seiner Förderung unbedingt unsere menschliche Hilfe…“
Ein regelrechtes Vorzeige-Projekt zum Erhalt des Wild-Apfels ist das sogenannte „Holzäppel-Gebirge“ im Osterzgebirge. Hier finden sich noch mehrere hundert Exemplare des Malus sylvestris. Seit 2007 werden hier Wild-Äpfel per GPS erfasst, gehegt und gepflegt. Aus den Samen der alten Bäume werden neue Jungbäume gezogen und ausgepflanzt. Außerdem wurden kleine Kulturen angelegt und die Vermarktung der wilden Äpfel angekurbelt, sodass auch das wirtschaftliche Interesse an der Baumart wieder steigt.
Quellen und weiterführende Links
https://www.biologie-seite.de/Biologie/%C3%84pfel
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Holzapfel
Buch: Obstzüchtung und wissenschaftliche Grundlagen, Magda Viola Hanke und Henryk Flachowsky, Seiten 33-34
http://baum-des-jahres.ternum-dev.de/wp-content/uploads/2020/10/2013_Wildapfel.pdf
Bildquellen
https://pixabay.com/de/photos/holz%c3%a4pfel-apfel-wilder-apfel-obst-51558/
https://pixabay.com/de/photos/holzapfel-bl%c3%bcht-feder-bl%c3%bcte-196638/